Die Katastrophe
Von Felix Feigenwinter
Die Särge morbider Alltäglichkeiten barsten unter dem Einfluss hemmungsloser Überschwemmungen, hervorgerufen durch unerwartetes Beben.
Es entstiegen den Fluten unbekannte Gestalten, kopflos zum Teil, mit rätselhaften Bewegungen, scheinbar ziellos umherstreunend.
Überlebende Bürger, durch rechtzeitiges Besteigen einer aus dem Wasser ragenden historischen Stadtmauer dem Ertrinkungstod entkommen, zogen die beunruhigenden fremden Wesen ans Trockene. Dann ordneten und beschrifteten sie sie mit vernünftigen Bezeichnungen.
Hierauf setzten sie sie in Kondensgläser und hängten sie in Rahmen, um sie dergestalt in einem eigens dafür geschaffenen Museum der Nachwelt zu erhalten.
Erst mit dem Vorbeirauschen der Jahre fiel auf, dass die fremdartigen, doch jetzt ordentlich benannten Wesen sukzessive Blicke entwickelten, die auf den Museumsbesuchern zu ruhen begannen.
Als Ausstellungsobjekte verdächtigt liessen die Bürger das Museum schliessen.
Erstmals erschienen in der Literaturzeitschrift Poesie 1985, Heft 2.