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LESERBRIEF
Toleranz gegen Intoleranz?
FACTS vom 7. April 04, Die Grenzen der Toleranz
Die strikte Trennung von Religion und Staat, wie sie im laizistischen Frankreich praktiziert und verteidigt wird, halte ich für eine aufgeklärte Gesellschaft für vorbildlich. Religion sollte in einem demokratischen, freiheitlichen Rechtsstaat als private Glaubensfreiheit geschützt sein. Wenn eine Religionsgemeinschaft menschenrechtswidriges Recht durchsetzen will, liegt aber ein offensichtlicher Missbrauch der Religionsfreiheit vor. Eine unter dem Vorwand des Antirassismus ausgeübte Zensur von Kritik gegenüber religiös-politischen, totalitären Ideologien (z.B. Vorstellungen eines "Gottesstaates" islamistischer Prägung) untergräbt die verfassungsmässig garantierte Meinungsfreiheit und ist zutiefst demokratiefeindlich. Toleranz gegenüber Intoleranz bedroht die freiheitliche Gesellschaft, unsere Demokratie. Natürlich denke auch ich, dass nicht jede Kopftuch tragende Muslima bewusst die Errungenschaften der abendländischen Aufklärung und Zivilisation, zu denen die Respektierung der demokratischen Verfassung und aufgeklärte Emanzipationsvorstellungen wie Freiheitsrechte für Individuen beiderlei Geschlechts sowie Kinderschutz gehören, verachtet und rückgängig machen möchte. Vor Blauäugigkeit gegenüber totalitären und menschenrechtswidrigen Ideologien mit politischen, gesellschafts-verändernden Absichten sei jedoch gewarnt.
Felix Feigenwinter, Basel