doppelstab“ 21./22. Februar 1980

Lied der Menschenrechte aus Arlesheim

Von Felix Feigenwinter

 

Der in Arlesheim wohnhafte Musiker Dr. Akos Holeczy, Gründer der Holzbläser-Ensembles der Jugend-Musikschule Leimental und Arlesheim sowie Leiter des Polizei-Männerchors Basel, hat ein „Lied der Menschenrechte“ komponiert. Das Werk hat im Weissen Haus in Washington Aufsehen erregt. Präsident Jimmy Carters Frau, Rosanyn Carter, hat Akos Holeczy geschrieben. Möglicherweise wird seine „Jimmy Caerter-Melodie“ im kommenden Herbst, während den Schulferien, durch das Holzbläser-Ensemble der Jugend-Musikschule Arlesheim amerikanischem Publikum auf einer US-Tournee live präsentiert.
 

In seiner früheren Heimat, in Ungarn, war Akos Holeczy ein prominenter Bandleader. Beim ungarischen Radio- und Fernsehpublikum genoss der akademisch gebildete Musiker, der neben seiner umfassenden Musikschulung ein abgeschlossenes Studium als Ökonom vorzuweisen hat, grosse Beliebtheit. Seine Popularität verhinderte, dass er wegen seiner weltanschaulichen Gesinnung, die dem politischen Regime nicht in den Kram passte, von der öffentlichen Bildfläche verschwand. Doch eine Reihe kleinlicher Repressionen erschwerten das Leben des erfolgreichen Musikers. Während des (niedergeschlagenen) Aufstands in den Fünfzigerjahren blieb Holeczy zwar in Ungarn. Aber rund ein Jahrzehnt später benützte sein Orchester ein Gastspiel in Bern für einen „Absprung in den Westen“. Obwohl dieser Schritt für Holeczy schwerwiegende persönliche Umstellungen erforderte, bereut er ihn auch heute nicht: „Ich bin jetzt nicht mehr so populär und führe als usiker ein eher bescheidenes Dasein, aber ich fühle mich freier. Den Ruhm, den ich in Ungarn als Musiker genoss, habe ich mit mehr persönlicher Freiheit eingetauscht. Damit bin ich zufrieden.“ Auch Holeczys Frau und die beiden inzwischen erwachsenen Kinder haben sich in der Schweiz gut zurechtgefunden. Für den heute 62jährigen Akos Holeczy bedeutete der Wohnwechsel vorerst einen Berufswechsel: „Ich fühle mich zu alt, um als Bandleader die Mühen musikalischer Tournees von neuem auf sich zu nehmen und betätigte mich zuerst in meinem anderen Beruf als Ökonom.“ Bei einer Versicherungsgesellschaft in Basel fand er eine Anstellung. Doch - „die Katze lässt das Mausen nicht“: Bald übernahm er die pädagogische Leitung der Jugendmusikschule Leimental. „Ich übernahm damals einen einzigen Schüler“, erinnert er sich lächelnd. Innert kurzer Zeit ist die Schülerzahl auf zwei Dutzend angewachsen. Als inzwischen hauptberuflicher Musiklehrer gründete er mit einer Schar Mädchen und Buben jenes Holzbläserensemble, das er heute als Pädagoge der Jugend-Musikschule Arlesheim weiterführt und das weltweit, vor allem was die instrumentale Zusammensetzung betrifft, ein Unikum darstellt. Für den ehemaligen Radio- und Fernsehstar Holeczy bedeutet die Leitung des Holzbläserensembles und des ebenfalls von ihm gegründeten Jugendchors eine Aufgabe, der er sich mit Haut und Haar verschrieben hat. Dabei gehe es ihm nicht so sehr um die äusseren Erfolge, wie er betont. Im Vordergrund seiner Bemühungen stehe das pädagogische Anliegen, Kindern die Freude am Musizieren zu vermitteln. „Musik ist das schönste Hobby, das ich mir denken kann“, sagt er, „Musizieren kann man bis ins hohe Alter. Das ist eine Leidenschaft fürs ganze Leben*“
 

Obwohl er Ausland-Tourneen mit seinem Jugend-Ensemble sonst bewusst vermeidet, weil damit organisatorische Schwierigkeiten verbunden wären, die den Schülern mehr schaden als nützen könnten, würde er eine Amerika-Tournee in den Herbstferien 1980 als einen besonderen Höhepunkt und die wohl schönste Anerkennung für den Einsatz seines Kinderorchesters schätzen. Die Sympatic-33 T-Schallplatte „Jimmy Carter Melody, Song of Human Rights“, die das glückliche Ergebnis dieses verblüffenden Arlesheimer Amateur-Jugendensembles mit seinem professionellen Leiter ist, ist im Weissen Haus gut angekommen. Zwischen Washington und der Arlesheimer Mattstrasse, wo Dr. Holeczy wohnt, hat sich eine rege Korresondenz entwickelt. Anlässlich der Uraufführung des „Liedes der Mnenschenrechte“ im Kursaal zu Bern, wo der Auftritt der Baselbieter Holzbläser gemäss „Berner Tagblatt“ grosses Aufsehen erregte, knüpfte der Botschafter von Amerika in der Schweiz mit Holeczy persönliche Kontakte. Akos Holeczys Engagement für die Menschenrechte und seine spontanen Hoffnungen auf Jimmy Carter erklärt sich aus seinem persönlichen Schicksal heraus – und den Erfahrungen, die er in Ungarn gemacht hat.