Selbstverantwortung und Solidarität

Betr.: “Falsche Lösung fürs falsche Problem“, BaZ 4.1.14


Der Schweizer Sozialstaat, den „zurückzunehmen“ Dominik Feusi im Hinblick auf die Massenzuwanderung empfiehlt, ist nicht zufällig ein Erfolg. Er wurde von klugen Politikern und verantwortungsvollen Stimmbürgern nicht nach dem Giesskannenprinzip, sondern mit Augenmass konzipiert; ein intelligent ausgeklügeltes System, das ein reifes Staats- und Selbstverständnis ausdrückt, in dem der Staat weder als feindliche Macht noch infantil als Selbstbedienungsladen begriffen wird und sowohl der Selbstverantwortung als auch dem Solidaritätsgedanken verpflichtet ist. Diese zivilisatorische Errungenschaft gerät im Sog global forcierter Masseneinwanderung unter einen Druck, der auch von den liberalen Wirtschaftspropheten nicht vorausgesehen wurde. Mit dem Vorschlag der Kürzung der Sozialleistungen (für wen?!) ist die Frage nach den Folgen der offenen Grenzen nicht vom Tisch: Wie viel Massenzuwanderung verträgt das Land sozial, kulturell und politisch?

Felix Feigenwinter, Basel

(Erschienen in der "Basler Zeitung" am 8. Januar 2014)